ÜBER WACHSEN UND VERGEHEN
aus: Katalog Andrea Küster, Antwerpen, Köln, Siegburg, Düsseldorf, 2006
Die Gemälde strahlen eine ganz persönliche Stimmung aus. So gestaltet Andrea Küster eine Art von blühendem Garten: grossformatige Ölgemälde von Rosen, Tulpen, Blättern. Achten wir auf das Gemeinsame bei diesen Bildern. Man bemerkt, dass hier alles in der Blüte steht, noch ist vom Vorgang des Welkens keine Rede. Ihre Stilleben sind nicht nach dem französischen Konzept “nature morte” zusammengestellt, sondern nach der tieferen etymologischen Bedeutung von “still leben”. Die Abbildung einer Blume in ihrem Werk ruft eine Folge kollektiver und persönlicher Assoziationen hervor.
Die Referenz ihres früheren Werkes auf die Metamorphosen von Ovidius und ihres heutigen Werkes auf den mythischen Roman “La peau de chagrin” ist unbedingt vertretbar. Wenn es sich in ihrem Werk auch eigentlich um die endgültige Vergänglichkeit in der Welt handelt, wodurch jeder Werdegang letztlich endigt, so drückt sie sich auch metaphorisch durch Blumen und Pflanzen über die sterbliche Kondition der Menschen aus. Sowohl die beiden genannten literarischen Werke als auch ihre Kunstwerke sprechen von Vergänglichkeit, existentieller Ohnmacht, Illusion und Zerrissenheit.
Allgemeiner: Durch die Programmierung der Natur aus dem Tierreich gerissen, muss der Mensch seinen eigenen Werdegang schaffen, über seine eigenen Mythen nachdenken, die ihm einen zeitlich begrenzten Sinn in dieser Welt garantieren. Zwischen geboren werden und sterben liegt jedoch eine Welt von dauernder Veränderung des Geschehens, denn der Mensch ist das wandelbarste Wesen, das es gibt. Er wird von tausend Wünschen bedrängt und ständig herausgefordert, die richtige Entscheidung zu treffen.
In der vollen Blütezeit sind schon immer die Keime von Verfall und Sterblichkeit enthalten, jedoch ist es auch einfach das Akzeptieren dieser Vergänglichkeit, dass das Glück der Blütezeit ermöglicht.
Andrea Küsters Gemälde , Keramiken und prächtige Zeichnungen erwecken eine Anzahl widersprüchlicher Gefühle. Ihre Bilder sprechen von Schönheit und Lebensfreude, aber auch von der Vergänglichkeit der Blumen. Dadurch, dass sie so frei ihre Gefühle zeigt, erhält ihr Werk, so paradox es auch sein mag, einen bedeutenden kritischen Impakt und eine grosse Integrität. Das beständige Schwanken zwischen Teil und Ganzem, zwischen Form und Antiform bildet in der Tat den Grundstein ihrer Kunst.
Ich komme zu der Schlussfolgerung: Das Werk von Andrea Küster ist zwar schwer einzuordnen, nimmt aber eine interessante Stellung in der Malerei in Deutschland und sogar in den Nachbarländern ein. Ihr Werk gibt dem Ausdruck Realismus eine neue Bedeutung. Zusammen mit einer Reihe von Künstlern aus den Niederlanden, Flandern und Deutschland hat sie einen nennenswerten Beitrag zu der neuen figurativen Malerei geliefert.
Ernest Van Buynder,
Präsident des “Museum voor Hedendaagse Kunst” Antwerpen (MUHKA).
Januar 2006.
ÜBER WACHSEN UND VERGEHEN
aus: Katalog Andrea Küster, Antwerpen, Köln, Siegburg, Düsseldorf, 2006
Die Gemälde strahlen eine ganz persönliche Stimmung aus. So gestaltet Andrea Küster eine Art von blühendem Garten: grossformatige Ölgemälde von Rosen, Tulpen, Blättern. Achten wir auf das Gemeinsame bei diesen Bildern. Man bemerkt, dass hier alles in der Blüte steht, noch ist vom Vorgang des Welkens keine Rede. Ihre Stilleben sind nicht nach dem französischen Konzept “nature morte” zusammengestellt, sondern nach der tieferen etymologischen Bedeutung von “still leben”. Die Abbildung einer Blume in ihrem Werk ruft eine Folge kollektiver und persönlicher Assoziationen hervor.
Die Referenz ihres früheren Werkes auf die Metamorphosen von Ovidius und ihres heutigen Werkes auf den mythischen Roman “La peau de chagrin” ist unbedingt vertretbar. Wenn es sich in ihrem Werk auch eigentlich um die endgültige Vergänglichkeit in der Welt handelt, wodurch jeder Werdegang letztlich endigt, so drückt sie sich auch metaphorisch durch Blumen und Pflanzen über die sterbliche Kondition der Menschen aus. Sowohl die beiden genannten literarischen Werke als auch ihre Kunstwerke sprechen von Vergänglichkeit, existentieller Ohnmacht, Illusion und Zerrissenheit.
Allgemeiner: Durch die Programmierung der Natur aus dem Tierreich gerissen, muss der Mensch seinen eigenen Werdegang schaffen, über seine eigenen Mythen nachdenken, die ihm einen zeitlich begrenzten Sinn in dieser Welt garantieren. Zwischen geboren werden und sterben liegt jedoch eine Welt von dauernder Veränderung des Geschehens, denn der Mensch ist das wandelbarste Wesen, das es gibt. Er wird von tausend Wünschen bedrängt und ständig herausgefordert, die richtige Entscheidung zu treffen.
In der vollen Blütezeit sind schon immer die Keime von Verfall und Sterblichkeit enthalten, jedoch ist es auch einfach das Akzeptieren dieser Vergänglichkeit, dass das Glück der Blütezeit ermöglicht.
Andrea Küsters Gemälde , Keramiken und prächtige Zeichnungen erwecken eine Anzahl widersprüchlicher Gefühle. Ihre Bilder sprechen von Schönheit und Lebensfreude, aber auch von der Vergänglichkeit der Blumen. Dadurch, dass sie so frei ihre Gefühle zeigt, erhält ihr Werk, so paradox es auch sein mag, einen bedeutenden kritischen Impakt und eine grosse Integrität. Das beständige Schwanken zwischen Teil und Ganzem, zwischen Form und Antiform bildet in der Tat den Grundstein ihrer Kunst.
Ich komme zu der Schlussfolgerung: Das Werk von Andrea Küster ist zwar schwer einzuordnen, nimmt aber eine interessante Stellung in der Malerei in Deutschland und sogar in den Nachbarländern ein. Ihr Werk gibt dem Ausdruck Realismus eine neue Bedeutung. Zusammen mit einer Reihe von Künstlern aus den Niederlanden, Flandern und Deutschland hat sie einen nennenswerten Beitrag zu der neuen figurativen Malerei geliefert.
Ernest Van Buynder,
Präsident des “Museum voor Hedendaagse Kunst” Antwerpen (MUHKA).
Januar 2006.